Salzbergwerk in Krakau Vorbild für Gorleben?

Salzbergwerk in Krakau Vorbild für Gorleben?
Gruppe aus dem Wendland besucht Weltkulturerbe
Keine Frage, Krakau ist eine Reise wert, die Burg, die Altstadt, 140 Kirchen und viele Museen laden zum Besuch der vom Krieg fast ganz verschonten Hansestadt an der Weichsel ein. Doch wer hat schon einmal von dem ältesten und weltberühmten Salzbergwerk Wieliczka bei Krakau gehört? Eine Gruppe von sechzehn Wendländern und Wendländerinnen hatte sich vorgenommen, diese Touristenattraktion näher zu erkunden, um zu überlegen, ob von diesem Besucherbergwerk auch Ideen für die Nachnutzung des Gorlebener Erkundungsbergwerkes übertragbar sind.
Die Zahlen und Fakten des Bergwerkes in Polen sind beeindruckend. Bereits vor 5000 Jahren wurde an der Erdoberfläche Salz gesiedet, ab dem 13. Jahrhundert begann der Salzbergbau, der über 900 Jahre zum Reichtum Polens beitrug und sich wegen der Sagen und Mythen um das Bergwerk zu einem Nationalheiligtum entwickelte.
Seit 1978 gehört das Bergwerk als einer der ersten drei Orte Polens zum Weltkulturerbe. Auch der Tourismus in Wieliczka begann schon früh, allerdings war er damals nur Prominenten und Wissenschaftlern vorbehalten. Für den Besuch von Königen und Kaisern wurden eigens prächtige Salzsäle mit Salzskulpturen angefertigt. Wegen der starken Gläubigkeit unter den Bergleuten entstanden im Laufe der Zeit über 40 Kapellen in dem 300 km langen Tunnelsystem mit 2000 Abbauräumen.
Der berühmteste Sohn der Stadt Krakau, Nicolai Kopernikus war bereits im 15. Jahrhundert zu Gast, während es Wolfgang Goethe 1790 in die Grube lockte. Beide sind heute als überlebensgroße Salzskulpturen verewigt. Auffallend ist die dunkle Farbe des Salzes in Wieliczka. Das mit 13 Millionen Jahren sehr junge Steinsalz hat nirgendwo die sonst bekannte rosa Einfärbung. Es ist grau, grün bis schwarz, bis auf kleine Vorkommen durchsichtiger Salzkristalle in einigen Salzgrotten.
Die normale Touristenroute durch den gut erschlossenen Bereich dauert 2,5 Stunden. Die Führung wird in vielen Sprachen angeboten. Im vergangenen Jahr kamen über 1,1 Millionen Besucher. Dafür sind 500 Reiseführer im Einsatz und 500 Bergleute sind noch heute mit bergmännischen Tätigkeiten beschäftigt, obwohl der kommerzielle Salzbergbau vor einigen Jahren eingestellt wurde.
Ein Highlight war für die Wendländer das Mittagessen, dass im Restaurant in einem Festsaal 130m unter Tage stattfand. Die Gruppe hatte Glück, es fand gerade keine Hochzeit statt, denn der bis zu 160 Personen fassende Festsaal wird gerne für Feierlichkeiten aller Art gemietet. Besonders fasziniert dort der edle Salz-Fußboden, der eher an Granit oder Marmor erinnert und die Kristallkronenleuchter, die statt Kristallglas mit durchsichtigen Salzkristallen verziert sind.
Nach der Mittagsrast hatte die Gruppe noch die besondere Möglichkeit, die Heilstollen von Wieliczka zu besichtigen, die normalerweise nur für Patienten zugänglich sind. Einige Monate Wartezeit müssen die Patienten in Kauf nehmen, um dann z.B. eine 15-tägige Behandlung auf Krankenschein zu erhalten. 120-140 Patienten mit Atemwegserkrankungen kommen so täglich für 6 Stunden in den Heilstollen mit Solesee in 135 m Tiefe. Leider ist dort bisher noch keine Behandlung von Hautkrankheiten möglich, aber eine Erweiterung um einen Sole-Bäderteil ist für die nächsten Jahre geplant. Immerhin gibt es seit Kurzem für besondere Heilzwecke auch 35 Übernachtungsplätze im Heilstollen, die zunehmend auch von ausländischen Patienten in Anspruch genommen werden, aber privat bezahlt werden müssen. Diese Heilbehandlungen werden bereits von einigen deutschen Krankenkassen anerkannt und erstattet.
Einige Wendländer waren sich einig, dass der Heilbereich noch erheblich ausbaubar ist und sie fragten sich, ob dies für die Nachnutzung von Gorleben eine besondere Chance bietet, zumal in den Tiefen des Gorlebener Bergwerkes statt 14-16 Grad wesentlich angenehmere Temperaturen um die 30 Grad herrschen, die für viele Heilzwecke förderlich sind. Und da es auch in Gorleben verschiedene Erkundungsebenen gibt, wäre auch hier eine Trennung von Heilbereich und einem touristischem Vergnügungsbereich gut möglich.
Dr. Arne Lucke, der als alter Krakau Kenner und Kultur Touristiker diese Tour mit Begeisterung mitgemacht hat, sieht für das Wendland durchaus touristische Potentiale in diesem Bereich. Besonders wenn später das geplante Weltkulturerbe der Rundlinge neue Touristen anzieht und durch die Verknüpfung mit einem Heil- und Erlebnisbereich in Gorleben, die Besucher zu einem mehrtägigen Aufenthalt im Wendland bewegt werden können.


Gruppenbild im Festsaal der heiligen Kinga, mit Salzmarmorboden und Salzkristall-Leuchtern.

Besucherschlangen vor dem Bergwerkseingang

Gedenkstein zur Ernennung als Weltkulturerbe (alternativ in Salz)

Bei einer mittelalterlichen Bergmanns Erlebnistour kommt Christoph Ziemann ins Schwitzen, er Transportiert sein eigens abgebautes Salz mit einem „ungarischen Hund“ zum Schacht.

Christoph Ziemann und Dieter Schaarschmidt beim Holz sägen unter Tage

Alle Fotos von Dieter Schaarschmidt (1 Foto Reiseführerin)

29. September 2013Permalink