Mobilität im Wendland neu gedacht!

Reisebericht vom 15.03.2020 im General-Anzeiger

Für die bessere Lesbarkeit hier noch einmal der Originaltext mit weiteren Fotos. Die Beratung dieser Mobilitätsideen im Kreistag wurde durch die Corona-Krise vorerst verschoben.

Mobilität im Wendland neu gedacht!

Region-Aktiv Tour nach Augsburg und Reutlingen bringt neue Impulse

Wie soll die Mobilität der Zukunft im Wendland aussehen? Diese Frage ist aus Sicht des Klimaschutzes eine der schwierigsten Fragen, denn im Gegensatz zur Stadt, ist der Verzicht auf ein eigenes Auto auf dem Lande bisher schlicht nicht vorstellbar. Trotzdem werden die Eindrücke von den Modellprojekten aus Süddeutschland unsere Diskussion und unsere Entscheidungen im Wendland positiv beeinflussen, darüber waren sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen einer zweitägigen Busfahrt nach Augsburg und Reutlingen einig.

Überzeugt haben die Stadtwerke Augsburg mit ihrem Konzept zur Biogasmobilität. Zwar wird ein großer Teil ihrer Verkehrsleistungen mit der Straßenbahn erledigt, die auch weiter ausgebaut wird, aber ansonsten sind die Augsburger überzeugt davon, dass weder mit modernen Wasserstoffbussen, noch mit den jetzt in vielen Städten eingeführten E-Bussen ein günstigerer und sauberer Betrieb möglich ist, als mit ihren 85 modernen Niederflur-Biogasbussen. Erste Beschlüsse zur Umstellung auf Erdgas gab es bereits 1995, komplett auf Biogas wurde die Flotte seit 2011. Wobei Wert daraufgelegt wird, dass es sich um Biogas aus Abfällen der Agrarproduktion handelt.

Herr Klaus Röder, zuständig für den Bereich „rollendes Rad“ bei den Stadtwerken, hat in einem Vergleich dargestellt, dass der Biogasbus in der energetisch-ökologischen und der wirtschaftlichen Gesamtbilanz die beste Lösung darstellt. Während das Wasserstoff-Bus-System im Moment noch unbezahlbar ist, ist der E-Bus, mit seiner begrenzten Reichweite von 150 km nur etwa doppelt so teuer.

Aktuell stellt für Stadtwerke allerdings die „Clean Vehicles“ Richtlinie der EU ein Problem dar, sie ist für die Zukunft sehr stark auf E-Busse ausgerichtet und verlangt von allen EU-Mitgliedsstaaten einen bestimmten Anteil von E-Bussen bis 2030. Auf dieses Problem hat auch Michael Jaap, im Lüchower Kreishaus für die Leitung des öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zuständig, hingewiesen. Der ansonsten voll des Lobes für die Augsburger war.

Röder sieht es gar nicht ein, seine vorbildliche Busflotte mit E-Bussen zu ergänzen, außerdem ist es für viele Stadtwerke gar nicht machbar, zwei Systeme nebeneinander zu betreiben. Er hofft, dass Bundesverkehrsminister Scheuer sein Versprechen an ihn hält, dass die Quoten für E-Busse bei der Umsetzung in deutsches Recht nur national gelten und nicht für jedes Busunternehmen.

Nach dem Einführungsvortrag über die Stadtwerke, mit 2.000 Mitarbeitern ein großer „Allrounder“, ging es mit dem Werkstattmeister Karl Kast in die Buswerkstatt und dem Biogastankstellenchef Herrn Schmidt zu den Tankanlagen. Wobei auf dem Betriebshof nicht nur die 85 großen Busse, sondern auch 50 Taxis und der städtische Fuhrpark mit 390 Fahrzeugen mit Biogas betankt werden. Für etwa 1600 private PKW stehen außer dieser Tankstelle weitere 4 Tankstellen in Augsburg zur Verfügung.

Kast überzeugte mit seinen Ausführungen, dass der Mehraufwand in der Werkstatt gegenüber Dieselbussen nur gering ist. Mit wenigen Schulungen und Nachrüstungen für die Werkstatt lässt sich jede Buswerkstatt auf das erforderliche Niveau bringen.

Sichtlich beeindruckt von diesem modernen Busunternehmen zeigte sich auch Stefan Irro, der als Geschäftsführer der Lüchower Verkehrsservice GmbH&Co.KG, ein relevanter Akteur des ÖPNV im Auftrag der kreiseigenen LSE (Lüchow-Schmarsauer Eisenbahn) ist und mit dessen Bus die Gruppe auf Tour ging. Er resümiert: „Ich bin technologieoffen und habe festgestellt, dass eine Umstellung auf Biogasbusse machbar und wirtschaftlich darstellbar ist. Wenn der Landkreis dies wünscht, werden wir dies umsetzen können“.

Mit einem weiteren Angebot für die Augsburger Kunden haben die Stadtwerke ihre Gäste beeindruckt. In Augsburg gibt es eine „Mobil-Flatrate“. Für 79 Euro kann jeder Bürger alle Verkehrsmittel nach eigenem Bedarf nutzen. Da kommt es den Stadtwerken zugute, dass sie neben Straßenbahnen und Bussen auch 200 Carsharing-Fahrzeuge und 50 Fahrradstationen betreiben und alles aus einer Hand anbieten können. Für Senioren gibt es das 99 Cent-Ticket, es gilt erst ab 9 Uhr und soll die morgendliche Rushhour entlasten. Mit einer Mobilitäts-App wollen die Augsburger in einem halben Jahr alle Mobilitätsangebote bündeln. Auch eine kleine Überraschung für die Wendländer war, dass sie beim Einchecken in das Hotel am Hauptbahnhof alle ein ÖPNV-Ticket inklusiv erhielten, mit dem ganz Augsburg erkundet werden könnte, wenn die Zeit dafür reichte. Diesen Service erhalten alle Touristen in Augsburg.

Reutlingen – Modellprojekt für das 1 Euro-Ticket

Am Freitag ging die Reise durch verschneite Landschaften weiter nach Reutlingen. Dort wollten wir erfahren, wie sich das Modellprojekt mit dem 1 Euro-Ticket bewährt hat. Noch während der Anfahrt erfuhren wir, dass ab diesem Wochenende in ganz Luxemburg der ÖPNV kostenlos werden soll.

Auf dieses weltweit erste Projekt angesprochen, reagierte der Leiter des Amtes für Stadtentwicklung in Reutlingen, Herr Stefan Dvorak entschieden. Er finde es nicht gut, den ÖPNV ganz kostenlos zu machen, denn noch umweltfreundlicher seien zu Fuß gehen und Radfahren und dafür müsse es auch noch einen Anreiz geben. Deshalb halten sie das 1 Euro oder besser 365 Euro Jahresticket für den besseren Weg. Reutlingen gehört als „Lead-City“ zu einem von 5 Modellprojekten, die vorbildlichen ÖPNV für zwei Jahre gefördert bekommen. Für die Reutlinger diente wiederum Wien als Vorbild, die schon 2012 das 1 Euro-Ticket eingeführt haben. Sie nutzten die Gunst der Stunde und haben ihr ganzes Stadtbusnetz umgekrempelt, denn bei diesem Modellprojekt wird nicht nur das 1 Euro-Ticket zu 95% vom Bund bezuschusst, sondern auch die Anschaffung von Fahrzeugen und die Infrastruktur. Sogar ein ganzer Straßenzug wurde von vierspurig auf zweibusspurig umgebaut und begrünt. Die Stadtbuslinien wurden von 11 auf 27 mehr als verdoppelt und Haltepunkte verdichtet.

Gerade an dem Tag, an dem wir in Reutlingen waren, hatte Reutlingen vor dem Bundesgerichtshof mit seiner Argumentation recht bekommen, sie bräuchten keine Fahrverbote für die Innenstadt aussprechen, wegen zu hoher Stickoxidwerte, weil sie mit ihren Maßnahmen im ÖPNV die Einhaltung der Grenzwerte erreichen würden. Diese Debatte hat auch dazu beigetragen, dass die Stadträte dazu bereit waren, den ÖPNV stark zu fördern und die Autos aus der Innenstadt zu vergraulen. Sicher auch ein Grund dafür, dass sich Reutlingen dazu entschlossen hat, ihre Busflotte schrittweise auf E-Busse umzustellen. Bis 2030 wollen sie 100% erreichen.

Dieses Konzept scheint aufzugehen für diese Stadt mit 116.000 Einwohnern. Mehr Angebot schaffen und gleichzeitig die Preise senken. Im ersten Jahr des Modellprojektes (2019) wurde die Zahl der Fahrgäste um 1 Million gesteigert, für 2020 wird mit einer weiteren Million gerechnet. Dabei wurde der Takt auf mindestens alle 20 Minuten verdichtet, selbst sonntags mindestens alle 30 Minuten im ganzen Einzugsgebiet, in der Innenstadt weit häufiger.

Auch für die bessere Erschließung des ländlichen Umlandes wird viel getan. Die Stadtbahn bis zur etwa 50 km entfernten schwäbischen Alb soll ab 2022 mit neuartigen Straßenbahnen, die auf stillgelegten Bundesbahn-Schienen verkehren sollen, wiederbelebt werden. Die Förderbescheide in Höhe von 80 bis 95% liegen bereits vor.

Doch wie geht es weiter, wenn die Förderung 2021 in Reutlingen ausläuft? Bisher hatte die Stadt Reutlingen ihren ÖPNV mit 700.000 Euro pro Jahr bezuschusst. In Zukunft werden es 4,5 Millionen Euro Zuschuss sein. Doch das ist es der Stadt wert. Sie wissen, noch mehr Autos verkraftet die Stadt nicht. Aber mit dem Modellprojekt wurden bisher auch schon 22 Millionen Euro an Fördermitteln in eine klimafreundliche Infrastruktur investiert und die Luft damit in Reutlingen deutlich sauberer.

Alexandra Schramm, die Geschäftsführerin der kreiseigenen LSE hat viele Anregungen aus Augsburg und Reutlingen mitgenommen. Sie betont, dass die Städte Augsburg und Reutlingen nicht mit dem dünn besiedelten Lüchow-Dannenberg vergleichbar sind. Während in den Städten 2.000 Menschen pro km2 leben, sind es im Wendland nur 40. Trotzdem möchte sie die besten Ideen übernehmen und eigene Zielvorstellungen entwickeln. Besonders an der Entwicklung einer Mobilitäts-App mit einem „on demand“-System hat sie großes Interesse, um individuelle Mobilitätsbedürfnisse in Echtzeit zu erfüllen.

Für Klara Donath und Greta Neumann, die beiden jungen Frauen von „Fridays for Future“, die Region Aktiv zur kostenlosen Teilnahme an der Busreise eingeladen hatte, waren es total interessante Eindrücke. Für Greta war besonders die Preissenkung in Reutlingen wichtig, denn die dürfte auch im Wendland viele Menschen motivieren mit dem Bus zu fahren. Sie finden, der Landkreis solle auf jeden Fall versuchen, auch Modellprojekt zu werden, „weil wir sowieso ein alternativer Landkreis sind und die Klimaschutzziele haben.“

Hohe Förderquote nur für kurze Zeit

Wie geht es nun weiter, nach dieser Busreise? Die 14 TeilnehmerInnen wollen an dem Thema dran bleiben. Der Landrat Jürgen Schulz hat zugesagt, das Thema im nächsten Verkehrsausschuss und im nächsten Kreistag auf die Tagesordnung zu setzen. Und die Zeit drängt, betont der Initiator der Reise und Vorsitzende von Region Aktiv, Dieter Schaarschmidt. Die hohe Fördermittelquote für Biogasbusse wird voraussichtlich nur von kurzer Dauer sein und auch die 10 Modellprojekte für Mobilität sind sicher schnell vergeben.

Fotos von Dieter Schaarschmidt:

Werkstattmeister Karl Kast zeigt den Wendländern seine Buswerkstatt in Augsburg

Eckart Tietke (stellvertretender Bürgermeister aus Trebel) und Michael Seelig betrachten einen Biogasbusmotor

Probefahrt im Biogas-Gelenkbus durch die Waschanlage, vorne im Bild Stefan Irro

Karla und Greta von Fridays for Future plädieren auch für Preissenkungen im Wendland

Übersichtsplan der Region Reutlingen, in der Busfahren nur 1 € pro Tag oder 365 €/ Jahr kostet.

Konzept zur Überwindung der Corona-Krise

Freiwillige stufenweise Immunisierung (FSI)

Die Fachwelt geht davon aus, dass wir die Corona-Pandemie soweit verlangsamen müssen, dass sie unser Gesundheitssystem nicht überlastet. Das soll bis zu 1,5 Jahren dauern, bis dann 60-70% der Bevölkerung die Krankheit durchgemacht haben und einen Herdenschutz bilden.

Das Konzept der freiwilligen stufenweisen Immunisierung geht davon aus, dass wir diesen Prozess bewusst gesteuert auf 3 Monate verkürzen können. Hier der Ablauf:

  1. Testphase – 100.000 Freiwillige, die weder Raucher sind, noch einer anderen Risikogruppe angehören, werden auf Anti-Körper getestet und diejenigen, die noch nicht immun sind, mit dem Corona-Virus infiziert und für 2-4 Wochen in Quarantäne geschickt.
  2. Nach 14 Tagen wird mit einem weiteren Anti-Körper Test festgestellt, wer die Krankheit erfolgreich durchlebt hat. Alle Immunisierten erhalten ein Dokument mit diesem Testergebnis und können einen Button tragen mit dem Aufdruck (AKT) für Anti-Körper-Test. Sie können fortan wieder arbeiten, Urlaub machen oder in Restaurants Essen gehen. Die Fälle, in denen der Verlauf schwerer ist, werden medizinisch bestmöglich versorgt und nach ihrer Genesung genauso mit Dokument und Button entlassen. Je nach den Erfahrungen mit den ersten 100.000 Freiwilligen, wird die Zahl für die zweite Runde festgelegt.
  3. Nach drei Wochen werden 1 Millionen Freiwillige, die keiner Risikogruppe angehören, auf Anti-Körper getestet und die nicht Immunen werden infiziert. Auch sie werden in häusliche Quarantäne geschickt und nach 14 Tagen erneut auf Anti-Körper getestet. Auch sie können sich wieder frei bewegen, arbeiten und auch Risiko-Gruppen betreuen oder besuchen. Je nachdem, wie viele schwere Verläufe in dieser Phase unser Gesundheitssystem in Anspruch nehmen müssen, wird die Größe der nächsten Massen-Immunisierung festgelegt.
  4. Nach drei Wochen werden 10 Millionen Freiwillige auf Anti-Körper getestet und wer nicht immun ist, mit dem Corona-Virus infiziert. Wenn in dieser Phase bereits große Firmen, wie VW, Mercedes, Continental einen strategisch bedeutsamen Teil der Belegschaft infiziert und damit immunisiert, dann können diese Mitarbeiter, gemeinsam mit einem Teil der noch nicht immunisierten Belegschaft, den Betrieb allmählich wieder hochfahren. Wichtig ist dabei, dass nur Teams von immunisierten mit maximal 1-2 nicht immunisierten zusammenarbeiten.
  5. Nach weiteren drei Wochen werden 20 Millionen Freiwillige auf Anti-Körper getestet und wer nicht immun ist, mit dem Corona-Virus infiziert. Nach dieser Phase dürfte bereits mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland immunisiert sein. Das öffentliche Leben kann in vollem Umfang wieder hochgefahren werden. Alle Immunisierten können sich mit ihrem Anti-Körper-Dokument frei bewegen und auch weltweit Urlaub machen oder auf Geschäftsreisen gehen. In der letzten Phase werden alle noch nicht Immunisierten auf Anti-Körper getestet und soweit sie zu keiner Risiko-Gruppe gehören, infiziert und immunisiert.
  6. Nach weiteren drei Wochen sollte der angestrebte Herdenschutz von 60-70% der Bevölkerung erreicht sein. Dieser sollte dann ausreichen, um die Risikogruppen zu schützen und keine nennenswerten Fallzahlen mehr zu bekommen. In diesem Fall brauchen die 20-30 Prozent der Bevölkerung, die entweder rauchen oder aus anderen Gründen zur Risiko-Gruppe gehören, nicht mehr mit dem Virus konfrontiert werden. Sie werden ebenfalls auf Anti-Körper getestet und wer unbemerkt die Infektion überstanden hat, ebenfalls mit dem Test-Dokument in die „Freiheit“ entlassen. Wer einer Risiko-Gruppe angehört und noch nicht immun ist, muss mit internationalen Urlaubsreisen bis zum Ende der weltweiten Pandemie warten, da der Herdenschutz vorerst nur in Deutschland gilt.

Hier folgt eine Exeltabelle mit dem möglichen Verlauf der Immunisierung in Deutschland, bis zur Erreichung des „Herdenschutzes“.

Freiwillige stufenweise Immunisierung (FSI) gegen Corona-Viren
Datumbish.InfiziertKohorteAnteil immunleicht VerlaufKrankenhausAnti-Körper-TSumme Tote
20.04.2020200.000100.00010.00000160.0002.000
11.05.2020400.0001.000.00090.00010.000100250.0003.000
01.06.2020500.00010.000.000900.000100.0001.000490.0004.000
22.06.2020600.00020.000.0009.000.0001.000.00010.0009.500.0005.000
13.07.2020650.00026.000.00018.000.0002.000.00020.00018.600.0006.000
03.08.2020700.0000  23.400.0002.600.00026.00023.820.0006.300
Summe720.00057.100.00051.400.0005.710.00057.10052.820.0006.300
Herdenschutz63,60%

 

Annahmen:

von 1.000 Infizierten Gesunden (ohne Risiko-Gruppe) werden 10% einen spürbaren Verlauf haben, in häuslicher Pflege und 1% davon wird mit schwerem Verlauf im Krankenhaus landen.

Je nach tatsächlichem Verlauf in der Testphase, werden die Schritte für die weiteren Phasen angepasst.

Die Anzahl der Todesfälle wächst in dieser Tabelle im Wesentlichen durch die weitere „wilde Infektion“ aller Risiko-Gruppen.

Ich lebe jetzt im Rosenhof in Göttien, in Mitten der Rundlingsdörfer im Wendland

Mit meinen Themen, Kristallsalz aus Gorleben, Atommüll und Gorleben, sowie 100% Erneuerbare Energien im Wendland werde ich auf der KLP 2018 präsent sein. Politisch vertreten sein wird auch die „Kurve“ , Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Kommunikation und die Initiative gegen industrielle Tierhaltung (IGIT).

Mit mir wollen im Rosenhof etwa 10-12 Künstler, Kunsthandwerker und Handwerker ihre Werke ausstellen.

Von 9-12 Uhr gibt es ein vegetarisches Buffet und von 12 bis 19 Uhr die blütenreiche vegetarische Küche von Eike Schirge.

Übernachtungsmöglichkeiten gibt es nur in der Scheune, bevorzugt für Radfahrer mit Schlafsack.

Kontakt ist: Dieter Schaarschmidt, Rosenhof, Göttien 26, 29482 Küsten  Tel: 0177 2450 663

Aufruf zum Denkmalschutz in Lüchow-Dannenberg

Aufruf an den Landrat und die Kreistagsabgeordneten von Lüchow-Dannenberg

Licht ins Dunkle bringen!

Wir sind stolz darauf in unseren Rundlingen noch viel historische Bausubstanz zu bewohnen! Es befinden sich auch 60% aller Baudenkmäler des Regierungsbezirkes Lüneburg in Lüchow-Dannenberg. Doch der Erhalt dieser oft großen Gebäude, die nur noch selten ihrer ursprünglichen landwirtschaftlichen Nutzung dienen, wird immer schwieriger und teurer.

Neues Leben in alten Dörfern
Heißt daher das Motto, unter dem dafür geworben wird, diese alte und wunderschöne Bausubstanz zu erhalten und mit neuem Leben zu füllen. Aber egal, ob es um Wohnungen, Fremdenverkehr, Büros, Ateliers oder Werkstätten geht, die in den großen Fachwerkhäusern eine Bleibe finden könnten, sie alle benötigen Tageslicht. Denn nach Baurecht ist ein Minimum an Tageslicht sogar vorgeschrieben für die verschiedenen Nutzungszwecke.
Nun untersagt der Denkmalschutz in den geschützten Gebäuden im Wirtschaftsteil eine angemessene Belichtung. In den Dachflächen sind weder Fenster noch Gauben zulässig und im Fachwerk nur kleine Schießscharten, wie vor 100 Jahren.
Was bedeutet dieser Konflikt zwischen Baurecht und Denkmalschutz für ihre Bewohner und für den langfristigen Erhalt der Bausubstanz? Da nicht alle Baudenkmalbesitzer auch Millionäre sind, kann sich eine Kleinfamilie, die im bewohnbaren Teil wohnt, den Erhalt eines so großen Gebäudes auf Dauer wirtschaftlich nicht leisten und es verfällt.
Wer den Wirtschaftsteil des Gebäude, immerhin mehr als dreiviertel des Gebäudes, von der ehemaligen landwirtschaftlichen Nutzung mit Heu, Stroh und Vieh, umnutzen möchte, der wird zwar herzlich willkommen geheißen, spätestens bei der Baugenehmigung ist dann aber Schluss. So machen heute schon Käufer und Investoren einen großen Bogen um Baudenkmäler. Ist es doch viel billiger und einfacher auf der Grünen Wiese neu zu bauen.
Doch was wird dann aus unseren schönen alten Dörfern, sie verweisen und verfallen, das Gegenteil, was eigentlich mit dem Schutz bezweckt werden soll.

Kraftakt für den Erhalt der Rundlinge
Um aus diesem Teufelskreis heraus zu kommen, brauchen wir einen politischen Kraftakt, zu dem ich den Landrat und alle Kreistagsabgeordneten aufrufe!
Die Kreispolitik muss klare Orientierungsrichtlinien für den Denkmalschutz beschließen, denn die Denkmalschutzbehörde kann nicht aus eigenem Ermessen ihre Richtschnur ändern.
In Zukunft sollte auch für den Denkmalschutz die Priorität gelten, in jedes Gebäude ausreichend Tageslicht zu lassen und nur darüber zu bestimmen, wie dies denn am verträglichsten geschehen kann. Z.B. ob mit Gauben, Oberlichtern oder Dachfenstern.
Als Hilfsmittel mag dabei der Ermessensspielraum dienen, der die Auflagen des Denkmalschutzes nur so weit zulässt, wie dies wirtschaftlich zumutbar ist.

Den Wendlandhof in Lübeln rückbauen!
Sollten sich Politik und Verwaltung des Landkreises nicht in der Lage sehen, dem Licht in Baudenkmälern zum Durchbruch zu verhelfen, so werde ich den Landkreis schon jetzt auffordern, den Wendlandhof mit der Tourismusinformation in Lübeln, denkmalgerecht zurück zu bauen! Dieses im Eigentum des Landkreises befindliche Gebäude, dass für alle Touristen, die in die Region kommen, der Inbegriff eines schönen Rundlingshofes ist, sollte nach den heute geltenden Denkmalschutzvorstellungen wieder zurück gebaut werden und somit allen Besuchern deutlich machen, welche Schildbürger hier in dieser Region leben. Wo noch immer, wie vor 100 Jahren, das Licht mit Eimern in die Häuser getragen wird.

Zum Hintergrund:
Der Autor dieses Aufrufes würde gerne sein Büro und seine Wohnräume in einem Rundlingsbaudenkmal einrichten und zwar im Wirtschaftsteil. Doch wo kein Licht, da auch kein Leben. In Gesprächen mit Rundlingsbewohnern wurde deutlich, dass dies kein Einzelfall, sondern ein generelles Problem vieler Bewohner von Rundlingsbaudenkmälern darstellt.
Alle Fenster im Giebel und in der Tourismusinformation des Wendlandhofes sind wohl auch einmal vom Denkmalschutz genehmigt worden, will man diesem Beispiel heute für Wohnzwecke in einem Rundlingsbaudenkmal nacheifern, scheint selbst ein Verweis auf vorhandene genehmigte lichtdurchflutete Lösungen kein Licht ins Dunkel zu bringen.

Wendlandhof in Lübeln  mit Fenstern im Giebel

Wendlandhof in Lübeln mit Fenstern im Giebel

 

Wendlandhof Lübeln Fenster

Wendlandhof Lübeln Fenster

Erlebnisbergwerk Merkers – gut zu wissen!

Das ehemalige Kalisalzbergwerk Merkers bei Bad Hersfeld ist dem Erkundungsbergwerk von Gorleben viel ähnlicher als Krakau! Die Schachtfördertechnik ist vergleichbar und führt in eine Tiefe von 500 bis 800m. Von dort geht es Pickup Trucks über endlose Serpentinen und Tunnelsysteme weiter. In der Umgebung wird weiterhin intensiver Salzbergbau betrieben, die großen Salzhalden prägen das Landschaftsbild. Der Betreiber K&S (Kali & Salz) betreibt das Erlebnisbergwerk auch um Öffenlichkeitsarbeit in eigener Sache zu machen.
So sind die meisten der etwa 80.000 Besucher pro Jahr Schulklassen, denen mit etwas Spaß und Action auch die Kalibergbaugeschichte erläutert wird.

Was wird geboten unter Tage?
Spektakulär ist der große Konzertsaal, in dem jährlich etwa 10 Musikveranstaltungen mit 1400 Besuchern stattfinden. Interessant ist dabei, dass diese Besucher innerhalb von 75 Minuten über eine vergleichbare Fahranlage rein oder raus transportiert werden können, ohne die üblichen Sicherheitsauflagen, wie Stiefel und Selbstretterset. Lediglich der Helm ist Vorschrift, der kann aber bei der Garderobe vor dem 250m langen und 22m breiten Konzertsaal wieder abgegeben werden.
Bei der normalen Erlebnisrundfahrt wird im Saal eine Licht-Show veranstaltet. Direkt daneben kommt man an einem großen Kletterpark vorbei, der für Gruppen oder zu besonderen Zeiten buchbar ist. Nächste Akttraktion ist die Schatzkammer. Dort wurden zum Ende des zweiten Weltkrieges das Geld der Reichsbank, 320 Tonnen Gold und riesige Kunstschätze versteckt und wenig später von den Alliierten entdeckt und beschlagnahmt. Die Kammer ist anschaulich wieder hergestellt und mit Filmmaterial erfahrbar.
In einer wunderschönen Salzgrotte, die vor 30 Mio. Jahren entstanden ist, sind riesige klare Salzkristalle zu bewundern, deren Schönheit durch farbige Beleuchtung noch hervorgehoben wird.
Zum Schluss geht es in den Museumsbereich, wo von alten Werkzeugen bis zu neuen Riesenradladern alles zu bestaunen ist und auch von den Kinder beklettert werden darf.

Ein wichtiger Unterschied zum Gorlebener Salzstock ist, dass es sich bei Merkers nicht um einen Salzstock, sondern um eine flach gebettete Salzlagerstätte handelt. Auf 4.600 km Strecke wurden hier 400 Mio. Tonnen Salz gefördert. Noch heute werden in der Umgebung 80.000 t Salz täglich gefördert. Alles mit Sprengungen und Großmaschinen, also ohne die Solefördertechnik, bei der das Salz erst aufgelöst und später wieder gesiedet, also getrocknet wird.
Von Gesundheitswirkungen, Heilstollen und Wellness ist in Merkers nichts zu sehen oder zu hören. Der Ursprung liegt eben mehr im Kali-Industriebetrieb.
Gut zu wissen ist auch, das die Temperaturen im Bereich von 20 bis 28 Grad sehr angenehm sind, was in etwa auf Gorleben übertragbar ist.

Anbei einige Fotos, die ich bei meinem Besuch am 5.11.2013 gemacht habe.

Sommerakademie im Wendland

Sommerakademie im Wendland

Sommerakademie im Wendland

Sommerakademie Wendland
vielerlei Gewerke und Künste
zum Hineinschnuppern und Mitmachen
von einstündig bis mehrtägig

Die Sommerakademie bietet vom 1.-31. August jedes Jahr
Workshops, Seminare, Atelierbesuche und andere kreative Veranstaltungen
im gesamten Wendland für Besucher und Einheimische jeden Alters.

Am 20. August 2014 um 16 Uhr gibt es wieder eine Besteigung der Windanlagen
mit Einführung in 100% Erneuerbare Energien im Wendland.

Infos bei
Sommerakademie Wendland
Christina Schuster
Tel. 058 61 – 67 58
www.sommerakademie-wendland.de
august@sommerakademie-wendland.de

Salzbergwerk in Krakau Vorbild für Gorleben?

Salzbergwerk in Krakau Vorbild für Gorleben?
Gruppe aus dem Wendland besucht Weltkulturerbe
Keine Frage, Krakau ist eine Reise wert, die Burg, die Altstadt, 140 Kirchen und viele Museen laden zum Besuch der vom Krieg fast ganz verschonten Hansestadt an der Weichsel ein. Doch wer hat schon einmal von dem ältesten und weltberühmten Salzbergwerk Wieliczka bei Krakau gehört? Eine Gruppe von sechzehn Wendländern und Wendländerinnen hatte sich vorgenommen, diese Touristenattraktion näher zu erkunden, um zu überlegen, ob von diesem Besucherbergwerk auch Ideen für die Nachnutzung des Gorlebener Erkundungsbergwerkes übertragbar sind.
Die Zahlen und Fakten des Bergwerkes in Polen sind beeindruckend. Bereits vor 5000 Jahren wurde an der Erdoberfläche Salz gesiedet, ab dem 13. Jahrhundert begann der Salzbergbau, der über 900 Jahre zum Reichtum Polens beitrug und sich wegen der Sagen und Mythen um das Bergwerk zu einem Nationalheiligtum entwickelte.
Seit 1978 gehört das Bergwerk als einer der ersten drei Orte Polens zum Weltkulturerbe. Auch der Tourismus in Wieliczka begann schon früh, allerdings war er damals nur Prominenten und Wissenschaftlern vorbehalten. Für den Besuch von Königen und Kaisern wurden eigens prächtige Salzsäle mit Salzskulpturen angefertigt. Wegen der starken Gläubigkeit unter den Bergleuten entstanden im Laufe der Zeit über 40 Kapellen in dem 300 km langen Tunnelsystem mit 2000 Abbauräumen.
Der berühmteste Sohn der Stadt Krakau, Nicolai Kopernikus war bereits im 15. Jahrhundert zu Gast, während es Wolfgang Goethe 1790 in die Grube lockte. Beide sind heute als überlebensgroße Salzskulpturen verewigt. Auffallend ist die dunkle Farbe des Salzes in Wieliczka. Das mit 13 Millionen Jahren sehr junge Steinsalz hat nirgendwo die sonst bekannte rosa Einfärbung. Es ist grau, grün bis schwarz, bis auf kleine Vorkommen durchsichtiger Salzkristalle in einigen Salzgrotten.
Die normale Touristenroute durch den gut erschlossenen Bereich dauert 2,5 Stunden. Die Führung wird in vielen Sprachen angeboten. Im vergangenen Jahr kamen über 1,1 Millionen Besucher. Dafür sind 500 Reiseführer im Einsatz und 500 Bergleute sind noch heute mit bergmännischen Tätigkeiten beschäftigt, obwohl der kommerzielle Salzbergbau vor einigen Jahren eingestellt wurde.
Ein Highlight war für die Wendländer das Mittagessen, dass im Restaurant in einem Festsaal 130m unter Tage stattfand. Die Gruppe hatte Glück, es fand gerade keine Hochzeit statt, denn der bis zu 160 Personen fassende Festsaal wird gerne für Feierlichkeiten aller Art gemietet. Besonders fasziniert dort der edle Salz-Fußboden, der eher an Granit oder Marmor erinnert und die Kristallkronenleuchter, die statt Kristallglas mit durchsichtigen Salzkristallen verziert sind.
Nach der Mittagsrast hatte die Gruppe noch die besondere Möglichkeit, die Heilstollen von Wieliczka zu besichtigen, die normalerweise nur für Patienten zugänglich sind. Einige Monate Wartezeit müssen die Patienten in Kauf nehmen, um dann z.B. eine 15-tägige Behandlung auf Krankenschein zu erhalten. 120-140 Patienten mit Atemwegserkrankungen kommen so täglich für 6 Stunden in den Heilstollen mit Solesee in 135 m Tiefe. Leider ist dort bisher noch keine Behandlung von Hautkrankheiten möglich, aber eine Erweiterung um einen Sole-Bäderteil ist für die nächsten Jahre geplant. Immerhin gibt es seit Kurzem für besondere Heilzwecke auch 35 Übernachtungsplätze im Heilstollen, die zunehmend auch von ausländischen Patienten in Anspruch genommen werden, aber privat bezahlt werden müssen. Diese Heilbehandlungen werden bereits von einigen deutschen Krankenkassen anerkannt und erstattet.
Einige Wendländer waren sich einig, dass der Heilbereich noch erheblich ausbaubar ist und sie fragten sich, ob dies für die Nachnutzung von Gorleben eine besondere Chance bietet, zumal in den Tiefen des Gorlebener Bergwerkes statt 14-16 Grad wesentlich angenehmere Temperaturen um die 30 Grad herrschen, die für viele Heilzwecke förderlich sind. Und da es auch in Gorleben verschiedene Erkundungsebenen gibt, wäre auch hier eine Trennung von Heilbereich und einem touristischem Vergnügungsbereich gut möglich.
Dr. Arne Lucke, der als alter Krakau Kenner und Kultur Touristiker diese Tour mit Begeisterung mitgemacht hat, sieht für das Wendland durchaus touristische Potentiale in diesem Bereich. Besonders wenn später das geplante Weltkulturerbe der Rundlinge neue Touristen anzieht und durch die Verknüpfung mit einem Heil- und Erlebnisbereich in Gorleben, die Besucher zu einem mehrtägigen Aufenthalt im Wendland bewegt werden können.


Gruppenbild im Festsaal der heiligen Kinga, mit Salzmarmorboden und Salzkristall-Leuchtern.

Besucherschlangen vor dem Bergwerkseingang

Gedenkstein zur Ernennung als Weltkulturerbe (alternativ in Salz)

Bei einer mittelalterlichen Bergmanns Erlebnistour kommt Christoph Ziemann ins Schwitzen, er Transportiert sein eigens abgebautes Salz mit einem „ungarischen Hund“ zum Schacht.

Christoph Ziemann und Dieter Schaarschmidt beim Holz sägen unter Tage

Alle Fotos von Dieter Schaarschmidt (1 Foto Reiseführerin)

29. September 2013Permalink

Steiler Zahn und Einbruchsee schließen Gorleben aus!

Es war ein langer und anstrengender Tag, nicht nur für Marianne Fritzen und Prof. Klaus Duphorn, die ältesten Teilnehmer des Tages über den Gorleben Untersuchungsausschuss.
Eingeladen hatten das Gorleben Archiv, die Bäuerliche Notgemeinschaft und die Bürgerinitiative Umweltschutz.
Auftakt war am Samstag den 7. September eine Presse-Tour zu markanten Gorleben-Punkten, die im Gorleben Untersuchungsausschuss eine wichtige Rolle gespielt haben, aber in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt sind.
Prof. Duphorn und sein Kollege Uwe Schneider hatten sich bereit gefunden, diese 4-stündige Tour fachlich zu begleiten. Wobei auch manche Anekdoten aus der 35 jährigen Gorleben Geschichte zu Tage traten. So schmunzelten die beiden Geologen, wie denn der Begriff „Steiler Zahn“ vor Jahrzehnten bei einem Mittagessen unter Geologen kreiert wurde. Hinter diesem Begriff verbirgt sich die höchste Erhebung des Salzstockes, bis 133 m unter die Erdoberfläche. Der Steile Zahn befindet sich etwa dort, wo heute die Salzhalde steht. Auch an mehreren großflächigen Stellen reicht der Salzstock bis 160 oder 180 m unter die Erdoberfläche. Dies ist in sofern wichtig, weil im Untersuchungsausschuss ein handschriftliches Protokoll vorgelegt wurde, in dem der Geologe Dr. Jaritz die Kriterien für einen Vergleich von Salzstöcken ändern wollte, weil sonst wichtige Salzstöcke rausfallen würden. Er ließ damals die Deckgebirgsteufe von mindestens 250 m auf 200 m verringern und schlug vor nicht mehr von Vorauswahlkriterien, sondern von Gesichtspunkten zu sprechen. Trotz der unter 200 m liegenden Teufe blieb dann Gorleben trotzdem im Rennen, andere Salzstöcke mit ähnlicher Teufe flogen raus.
Besonders eindrucksvoll war für die Exkursionsteilnehmer der Besuch der Punkte im Raum Lenzen. Im Untersuchungsausschuss war eine gefälschte Kartendarstellung in den Akten des Bundeskanzleramtes gefunden worden, wonach der Salzstock nur mit einem kleinen Zipfel in die damalige DDR hinein ragte. Nachprüfungen ergaben, dass nach diesen gefälschten Angaben der Salzstock genau vor der explodierten Gasbohrung bei Lenzen geendet hat. Diese Mähr war im Westen auch über lange Zeit aufrecht erhalten worden. Sie sollte schon 1976 dazu dienen, den Salzstock trotz der damals bereits bekannten Erdgasbohrungen und Erdgasvorkommen, in die nähere Wahl zu nehmen. Dies belegt eine geheime Kabinettsvorlage vom Dezember 1976. Die Nachforschungen des Ausschusses, wer denn für diese Fälschung verantwortlich war, blieb ergebnislos. Erst jetzt ist eine alte Karte aus den Antragsunterlagen der DWK vom März 1977 aufgetaucht, in der erstmals der Salzstock mit genau diesen Umrissen abgebildet war.
Die Verleugnung des östlichen Salzstockteils hatte noch einen anderen Grund, denn der 15 km in den Osten hinein ragende Salzstock hatte an seiner Oberfläche einen 4 km langen Einbruchsee, den Rudower See. Dieser See ist vor 13.000 Jahren genauso entstanden , wie der Arendsee, nämlich durch Auswaschung des Salzes im tiefen Untergrund und dem folgenden Einbruch des Deckgebirges, die dann zur Seebildung führte.- Und solche Salzstöcke mit Einbruchsee wurden nach Angaben des Gutachters und Zeugen Dr. Krull im Ausschuss, grundsätzlich nicht für Atommülllager in Betracht gezogen.

Prof. Klaus Duphorn erläutert am Rudower See den Einbruch des Deckgebirges. (Foto: D.Schaarschmidt)


Um 15 Uhr wurde in öffentlicher Veranstaltung im Gildehaus in Lüchow eine Podiumsdiskussion mit Zeugen und Experten aus dem Untersuchungsausschuss geführt. Trotz des hervorragenden Wetters war diese mit über 80 Teilnehmern sehr gut besucht. Das Resümee der vier Geologen Duphorn, Grimmel, Schneider und Kleemann war einhellig. Gorleben ist unbrauchbar, tot oder wissenschaftlich delegitimiert! Nur in Details wird mehr Wert auf das fehlende Deckgebirge oder die Gasvorkommen gelegt. Im norddeutschen Bereich, wo in den nächsten 1 Millionen Jahren mit mindestens 10 weiteren Eiszeiten gerechnet werden muss, wird Salz von allen Geologen gänzlich ausgeschlossen.
Graf Andreas von Bernstorff und Marianne Fritzen, die ebenfalls ihre Eindrücke aus dem Untersuchungsausschuss schilderten, wurden persönlicher. Bernstorff hatte ein an sachlicher Aufklärung interessiertes Gremium erwartet und war entsetzt, dass von Seiten der CDU nur persönliche Angriffe gegen ihn gestartet wurden, die vom eigentlichen Thema ablenken sollten. Offensichtlich habe die CDU mit seiner bürgerlichen Herkunft ein Problem, da sie ihn nicht als „Krawallmacher“ abstempeln könnte. So versuchte die CDU immer wieder den Eindruck zu erwecken, der Graf gäbe nach Außen den Atomkraftgegner vor, wäre aber heimlich der größte Profiteuer der Atomanlagen. Am Schlimmsten fand Bernstorff aber die Tatsache, dass seine Erklärungen, dass es sich bei den Entschädigungen, die er für Naturschutzausgleichsmaßnahmen und beschädigte Wege erhalte, um einen reinen Schadensausgleich handele, gar nicht wahrgenommen wurde. So wurde er schließlich sogar in der abschließenden Plenardebatte des Bundestages ähnlich verleumdet.

Expertengespräch moderiert von Asta von Oppen, mit Andreas Graf von Bernstorff, Dr. Ulrich Kleemann und Prof. Eckhard Grimmel (Schneider und Duphorn nicht im Bild). (Foto: D.Schaarschmidt)
Marianne Fritzen, die gleich zu Anfang betont hatte, dass es sich bei dieser Veranstaltung um die letzte große Veranstaltung handele, die sie mit vorbereitet hat, berichtete über die Gorleben Kommission und die Repressionen gegen Atomkraftgegner von Anfang an.
Die Frage nach den Konsequenzen aus dem Untersuchungsausschuss auch für das gleichzeitig im Bundestag verabschiedete neue Standortsuchgesetz, war unterschiedlich. Mehrheitlich wurde dafür plädiert, Gorleben nicht ein neues Suchverfahren mit aufzunehmen. Lediglich Dr. Ulrich Kleemann zeigte sich optimistisch, dass Gorleben im neuen Suchverfahren ausscheiden wird. Er wird aller Voraussicht nach als Einziger der Anwesenden in der neuen Endlagerkommission vertreten sein.

Marianne Fritzen stellt die Bundestagsabgeordneten Eckhard Pols (CDU), Kirsten Lühmann (SPD), Moderator Jürgen Voges, Dorothea Steiner (Grüne) und Johanna Voß (Linke) vor. (Foto: Dominique Chasseriaud)


Vor der Podiumsdiskussion am Abend, zu der Bundestagsabgeordnete von CDU, SPD, Linken und Grünen gekommen waren, hatte Wolfgang Ehmke auf die Vorgeschichte des Untersuchungsausschusses hingewiesen. Durch Nachforschungen der Bürgerinitiative war der Stein überhaupt erst ins Rollen gekommen. Der CDU Abgeordnete Eckhard Pols hat seinen Wunsch geäußert, Gorleben möge doch endlich zu Ende erkundet werden. Er überlasse alles der Wissenschaft und habe selber eigentlich keine Meinung dazu. Kirsten Lühmann (SPD) und Dorothea Steiner (Grüne)verteidigten ihre Position, nach der sie sich persönlich zwar ein Ausscheiden des ungeeigneten Salzstockes Gorleben aus dem neuen Suchverfahren gewünscht hätten, aber um den Konsens nicht zu gefährden, einem Verbleib Gorlebens zugestimmt haben.
Allein die hiesige Abgeordnete Johanna Voß von den Linken konnte eine Übernahme vder BI-Position vermelden, wonach es einem neuen Suchverfahren die Grundlage entzieht, wenn der Zankapfel Gorleben im Verfahren verbleibt.

12. September 2013Permalink

Johanna Voß auf der Pressekonferenz zum Sondervotum der Opposition am 17.04.2013

MdB Voß: Blindvergleich für Gorleben Anlässlich der Fertigstellung ihres über 600 Seiten starken Sondervotums für den Abschlussbericht des Gorleben Untersuchungsausschusses, haben die drei Oppositionsfraktionen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz schwere Vorwürfe erhoben. Nach 3 Jahren intensiver und guter Zusammenarbeit mit den Oppositionsfraktionen kommt die Fraktion DIE LINKE im Bundestag zu dem gemeinsamen Ergebnis, dass es nie ein wissenschaftliches Auswahlverfahren für Gorleben gab. Untersuchungsergebnisse wurden per Weisung oder andere Einflussnahme manipuliert, kritische Wissenschaftler diffamiert und in ihrer Arbeit behindert. Auch darüber, dass der Salzstock Gorleben bei einem objektiven Vergleich mit den anderen Salzstöcken in Deutschland als nicht untersuchungswürdig herausfallen würde ist man sich in den Oppositionsfraktionen einig. Einzig und allein in der Frage der Konsequenzen aus den Ergebnissen des Untersuchungsausschusses auf die zukünftige Entsorgungspolitik der Bundesrepublik Deutschland vertritt die LINKE eine andere Position. Johanna Voss, stellvertretendes Mitglied im Untersuchungsausschuss und LINKE Bundestagsabgeordnete aus dem Wendland begründet die Haltung der LINKEN auf der heutigen Pressekonferenz der Oppositionsfraktionen, dass Gorleben unbedingt vor einer neuen Endlagersuche als geologisch ungeeignet ausscheiden muss: „Für uns im Wendland ist es nicht vorstellbar, einen aus geologischen Gründen ungeeigneten Salzstock im Suchverfahren zu belassen. Das würde den ganzen Neuanfang über Jahre belasten und die Versuchung, wider alle wissenschaftliche Vernunft am Standort festzuhalten, weil dort schon Milliarden versenkt worden sind, ist zu groß. Niemand kann da bei uns an ein objektives Verfahren glauben, nach 36 Jahren Lug und Betrug.“ Die LINKE betont, dass sie nach den Erfahrungen im maroden Atommülllager ASSE, grundsätzlich Salz als Endlagermedium ausschließt. Daher müssen in einem neuen Suchverfahren alle verbleibenden Verwahrungsmöglichkeiten sorgfältig geprüft werden. Voß schlägt als Konsequenz aus dem Untersuchungsausschuss vor, während der 2-Jährigen Diskussionsphase der neuen Expertenkommission, Gorleben in einem Blindvergleich mit den anderen Salzstöcken zu vergleichen. Das heißt, eine Gruppe internationaler und unvorbelasteter Geologen bekommt die Daten aller Deutschen Salzstöcke in anonymisierter Form und vergleicht sie nach den noch gültigen Kriterien, mit denen die BGR (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe) 1995 alle Salzstöcke in Deutschland vergleichend untersuchen ließ. Damals durfte Gorleben nicht mit verglichen werden. Nach Ansicht einiger von Greenpeace beauftragter Wissenschaftler würde Gorleben bei einem Vergleich nicht unter die 14 untersuchungswürdigsten Standorte kommen. Mit so einem anonymisierten Vergleich könnte Ruhe in das Verfahren gebracht werden und wieder neues Vertrauen in die Politik und Wissenschaft geschaffen werden, so Voß. Um überhaupt ein neues Verfahren ohne ständigen Druck von Seiten der Atomindustrie durchführen zu können, muss, auch nach übereinstimmender Meinung der anderen Oppositionsfraktionen, die Entsorgungsrücklage in einen öffentlich rechtlichen Fonds überführt werden. Erst dann kann ein neues Suchverfahren mit echter Bürgerbeteiligung von Anfang an, gestartet werden. Auch teilt Voß die Kritik der Umweltverbände, denen nur 3 Tage Zeit zur Stellungnahme für das Standortsuchgesetz gegeben wurde. Fotos: Johanna Voß (MdB Die LINKE) beim Interview nach der Pressekonferenz Foto 2: Johanna Voß (LINKE), Sylvia Kotting-Uhl (Grüne) und Ute Vogt (SPD) bei der Pressekonferenz anlässlich der Fertigstellung ihres 600 Seiten Gorleben-Sondervotums Fotos: Dieter Schaarschmidt In der Anlage befindet sich die Zusammenfassung des Berichtes mit den Schlussfolgerungen Der vollständige Bericht ist ab Morgen nach seiner Verabschiedung im Untersuchungsausschuss vollständig erhältlich. Rückfragen an: Dieter Schaarschmidt 0177 2450 663