Niedersachsenwahl-Nachlese

Wahlnachlese Niedersachsen 20.01.2013

 

Die erschreckende Niederlage für DIE LINKE und Gedanken zur Verbesserung für die Bundestagswahl.

 

Ursachen des 3,2% Debakels:

 

Ausnahmsweise dürfte es nicht an der Zerstrittenheit der Partei oder mangelndem Wahlkampf gelegen haben. Im Gegenteil, der Wahlkampf verlief ohne größere Patzer und die Themen waren zwar von den anderen Parteien kopiert worden, aber dank des starken SPD-Einbruches durch Steinbrück, war eigentlich ein ähnlicher Schub wie beim Bundestrend zu erwarten.

Dieser wurde auch mit der letzten Umfrage der INFO GmbH richtig festgestellt, dort hatte die LINKE 6%. Doch wurde diese Prognose nicht in den Medien transportiert und die anderen Umfragen und alle Medien zementierten die LINKEN bei 3%.

Nun könnte man meinen, diese Umfragen hatten wohl doch Recht. Das ist aber nicht ganz richtig. Die 3% beschreiben die direkte Anhängerschaft der LINKEN. Es gibt aber ein erheblich größeres Potential LINKER Sympathisanten, die sich auf jeden Fall gewünscht haben, dass die LINKEN im Landtag bleiben. Diese Kernwählerschaft ist sogar höher, als bei der FDP. – Während es der FDP gelungen ist, zu vermitteln, dass es keine konservative Regierung in Niedersachsen geben wird, wenn die FDP draußen bleibt, ist bei den LINKEN in dieser Richtung wenig Erfolg zu verbuchen gewesen. Das liegt natürlich zum großen Teil daran, dass die FDP von Medien und Umfragen in die Nähe der 5% gehievt wurde und den Wählern damit die Position der Retter zugeschoben wurde, was denn auch sensationell geklappt hat.

Umgekehrt bei den LINKEN, durch die „schlechten“ Umfragewerte wurde psychologisch vermittelt, jede Stimme für die LINKE ist eine verlorene Stimme, da die LINKE ja ohnehin nicht über 5% kommt. So dass es tatsächlich zu dem schlechten prognostizierten Ergebnis kam. Ich hätte es selbst nicht geglaubt, dass wir tatsächlich so abhängig sind von der medialen Wahlpsychologie. Aber trotz vollem Einsatz der Bundesebene ist es uns nicht gelungen, diese Medienmauer zu durchbrechen. Ich finde Katja, Sahra, Oskar und alle anderen haben super Arbeit geleistet, aber gegen diese Medienpsychologie kommt keiner leicht gegen an, wie ja auch das FDP-Ergebnis belegt. Allerdings haben eben auch die 2,1 % Piraten den LINKEN gefehlt, um über die 5% Hürde zu kommen. Gemeinsam hätte es gereicht.

 

Wie hätte das Ergebnis unter diesen Bedingungen besser aussehen können?

 

Da fällt mir auch beinah nichts mehr ein, außer, dass es gut gewesen wäre früher zu vermitteln, das auch die LINKE den Wechsel will und dabei auch bereit ist Zugeständnisse zu machen. Keine inhaltlichen Zugeständnisse, aber politische. Für diesen Moment des Regierungswechsels hätte die Stimmung entstehen müssen, die LINKE wird für einen wirklichen Wechsel gebraucht. Dies hätte wie bei der FDP durch eine klare Zweitstimmenkampagne geschehen können. Im Land Niedersachsen bestand zu keinem Zeitpunkt die Gefahr, dadurch ein eigenes Direktmandat zu verlieren. Es wäre dadurch aber der Eindruck entstanden, die LINKE tut auch aktiv etwas für den Wechsel in Niedersachsen und verdient damit wenigstens die Zweitstimme. Ich weiß Stimmensplitting ist bei LINKEN, wie bei den Grünen ein Tabu-Thema. Trotzdem haben es alle als Erfolg gefeiert, dass der ehemalige Innenminister Schünemann und der ehemalige Kultusminister Althusmann mit ihrem CDU-Direktmandat auch ihren Abgeordnetenplatz im Landtag verloren haben. In beiden Fällen war dies nur durch ein Stimmensplitting möglich, weil die SPD-Gegenkandidaten es aus eigener Kraft nicht geschafft hätten. Das der Regierungswechsel in Niedersachsen beinah ausgerechnet an einem nicht ausgeglichenen CDU-Überhangmandat gescheitert wäre, macht die Lage noch pikanter, nur 300 Stimmen Vorsprung für das SPD-Direktmandat in Hildesheim haben SCHWARZ-Gelb von der erneuten Machtübernahme getrennt. Dies ist in Niedersachsen möglich, weil hier immer noch nach d`Hond ausgezählt wird, was die großen Parteien begünstigt.

Mein Rat zur Bundestagswahl ist daher:

In Bundesländern, in denen keine Aussicht auf ein Direktmandat besteht, eine Zweitstimmenkampagne zu machen und sich zumindest mit Äußerungen zum Direktmandat zurück zu halten. Dort wo Sympathien zum konkurrierenden SPD-Kandidaten bestehen, kein Splitting Verbot auszusprechen oder sogar eine Splitting-Empfehlung auszugeben, natürlich mit der Betonung auf der 2.Stimme für die LINKE.

22. Januar 2013Permalink